Wieder mal ein Wochenende, gefüllt bis zum Rand, fast zum überlaufen.
Am Samstag Morgen Tagwacht noch vor der Sonne, die erst während der unendlich frühen Zugfahrt gegen Osten erwacht und sich langsam aber sicher streckt und reckt, um den Tag in voller Pracht zu bescheinen. Nach der Reise, fast noch im Halbschlaf und mit zugegeben nicht der besten Laune meinerseits, ein Kaffee in einer Dorfbeiz, wo ausser uns nur einige ältere Herren sitzen und bei ebenfalls einem Kaffee den Dorfklatsch besprechen. Ja, das ist nämlich nicht nur Frauensache, diese Tratscherei.
Während sich Herr Immergrün in ein Beratungszimmer setzt und das Bübchen gleich bei sich behält, ergreife ich gewissermassen die Flucht und finde mich kurz darauf unter schwer behangenen Apfelbäumen sitzend wieder. Hier kann ich mich einen Moment entspannen, ein wenig den Kopf lüften. Der Tag hat für mich viel zu früh und zu hektisch begonnen, vorbelastet durch eine düstere Stimmung noch vom Vorabend, der mit einigen Meinungsverschiedenheiten sein Ende fand.
Zwischen den Bäumen im satten Grün verbringe ich eine Stunde für mich ganz allein, mit meinem Gedankenwirrwarr, einem Buch und einem kleinen Strickprojektchen, das schon seit Ewigkeiten rumliegt und auf seine Fertigstellung wartet.
Weiter geht die Reise - kurz nach Mittag und nach Transportmitteltausch, von Zug zu VW-Bus - ans
Oskarmaus Festival, wo wir einige Freunde und Bekannte treffen. Wir brauchen einen Moment, um richtig anzukommen, der Morgen hallt noch nach und lässt uns nur langsam in Fest-Stimmung kommen.
Nach Begrüssungen in alle Richtungen bestaunt Bübchen im Tragetuch die Menschenmenge und die Konzerte, Herr Immergrün grübelt seiner Beratung nach und ich stehe irgendwo dazwischen und merke, dass es mir gut tut, wieder mal ausserhalb der Stadt zu sein, im Grünen, in Wald und Wiese.
Nach dem Einnachten folgt als Highlight des Abends eine einstündige Feuershow, zu deren Abschluss die 'Oskarmaus' in Flammen aufgeht, beladen mit Wünschen, die man während der vorangehenden Tage auf Zettel schreiben und in kleine Briefkasten werfen konnte.
Nach diesem feurigen und heissen Spektakel merken wir, wie erledigt wir sind und gönnen uns lange nach Mitternacht endlich ein paar Stündchen Schlaf.
Am Sonntagmorgen wird ausgeschlafen, darauf folgt ein ausgedehntes Frühstück, angereichert mit Gesprächen mit Freunden. Der Tag geht auf diese Weise weiter, ganz gemächlich und entspannt, was unendlich gut tut. Die an diesem kleinen, fast familiären Festival herrschende Stimmung überträgt sich auf Herr Immergrün und mich, wir sind wieder friedlicher miteinander und uns näher.
Auch das Bübchen ist total friedlich, sitzt auf verschiedenen Armen und schläft mal am Boden, mal im Kinderwagen.
Am Abend, als ein Sturm aufzieht und sowohl die Anspannung als auch die sommerliche Hitze davonweht, sitzen wir schon wieder im Trockenen und treten kurz darauf die Heimreise an, die durch eine ungewollte Pause unterbrochen werden muss, da Herr Immergrün auf halber Strecke merkt, dass er sowohl sein Telefon wie auch die Hausschlüssel beim Zwischenstopp bei seinen Eltern liegengelassen hat und uns diese nachgeliefert werden müssen.
Als wir Zuhause ankommen, ist es schon längst wieder dunkel. Ich freue mich aufs eigene Bett, in das ich kurz darauf gesättigt, ja fast übersättigt, falle.