Dienstag, 20. September 2011

Und doch...


Jetzt kann auch ich nicht mehr fliehen. Der Herbst ist da. Immer und immer wieder habe ich ihm die Türe zugehalten, ihn nicht reingelassen, zumindest nicht in mein Herz. Und nun schleicht er sich mit jeder kühlen Brise trotzdem einfach ein, kriecht durch die Ritzen und legt über alles einen Schleier. Über das Licht, über die Wärme, über meine Gefühle. An allem klebt jetzt eine Art Wehmut und das Wissen, dass der Sommer geht und es Zeit wird, Abschied zu nehmen von der Hitze, die alles durchdringt, von der Leichtigkeit des Seins und den lauen Nächten.
Die Tage mögen noch trügen, sind sie manchmal doch noch so schön warm, aber die Nächte, die lügen nicht. Die sprechen klare Herbstsprache, die Kühle wird zu Kälte und lässt einen schaudern.

Der Herbst bedeutet Abschied und Trennung, verlangt ein in-sich-kehren. Die Sonne, die man während den Sommertagen aufgesogen hat, wird nun gespeichert als Seelennahrung für die kalten dunklen Wintertage. Was man geerntet hat, wird eingemacht und konserviert.



Wir haben von Freunden Äpfel und Birnen aus ihrem Garten erhalten, und ich habe mich an das Apfelgelee von Bora gewagt. Mit einer kleinen Zugabe noch. Eigentlich hätten das Zimtstangen sein sollen, im Küchenschrank bin ich aber statt auf ebendiese auf das Alles-Liebe-Gewürz gestossen, und das passt einfach, Liebe können wir immer brauchen.


Gegen das Licht betrachtet trägt dieses Apfelgelee das sonnige Leuchten eines schönwettrigen Herbsttages in sich.
(Die Stückchen sind eben die Gewürzblüten!)


Der Herbst ist nicht mein Freund. Aber ein wertvoller Begleiter. Ein Weggefährte, der mich zwingt, wieder zu mir selbst nach Hause zurück zu kehren, um mir in mir ein Nest zum Überwintern zu bauen. 
Was eigentlich gut tut, und trotzdem als strenge Arbeit erscheint. Vieles, was sich einfach so angesammelt hat an Ideen, Sorgen, Ängsten, Erfahrungen, Erinnerungen und Gedankenwirrwarr sollte ausgemistet werden, damit das Seelendaheim gemütlich wird.
Gesagt ist das leicht, getan bei weitem nicht. Schliesslich bin ich ein Mensch, und Menschen schauen nun mal ungern der Wahrheit ihrer Selbst ins Auge. 
Ich arbeite daran, ich habe ja Zeit. Zum Glück! Und vor mir selbst davonlaufen kann ich ja sowieso nicht.


Nebst der innerlichen Veränderung bringt das Kürzerwerden der Tage und der kalte Wind aber auch die Notwendigkeit warmer Kleidung mit sich, denn egal wie gross das Herzfeuer ist, irgendwann reicht es nicht mehr bis an die äusseren Schichten. Das ist die offizielle Erlaubnis, sich endlich in neue Ideen und Projekte zu verstricken, was in mir wahre Freude aufkommen lässt! 
Ein kürzlich aufgeribbeltes Gilet wird nun zu neuem Leben erweckt, wiedergeboren als Jacke. Die ersten Reihen sind schon auf den Nadeln, Freude herrscht. 




♥ Ich wünsche uns ein gutes Ankommen in der Herbstzeit und bei uns selbst ♥





1 Kommentar:

  1. Aber mein Freund ist er...das merke ich jedes Jahr wieder, wenn ich die ersten kühleren Tage kaum erwarten kann und die bunten Farben genieße...
    GLG
    Annette

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