Freitag, 19. August 2011

País Tropical

Ein tropisches Land kann man die Schweiz ja eigentlich wirklich nicht nennen. Und doch gibt es ausnahmsweise Tage wie heute, wo es sich, wenn man die Augen schliesst und alle Berge, Kühe und die schweizerische Verknorztheit wegdenkt, anfühlt, als befände man sich eben doch in irgend einem Land in der Nähe des Äquators, dort wo man selten Pullover trägt, nein im Gegenteil, wo man froh darum ist, gibt es kleinere, kürzere, dünnere Kleidungsstücke.
Die nächtlichen Gewitterchen tragen noch das ihrige zum tropisch anmutenden Klima bei, denn durch sie wird die Luft feucht und klebrig, ganz wie in den Tropen eben.
An solchen Tagen bin ich froh, kann ich zwischen Pullovern und langen Hosen aus meinem Kleiderschrank noch ein "Fähnli" zücken, das möglichst durchlässig ist für die feinen sommerlichen Lüftchen.


Diese heissen, klebrigen Tage bringen eine angenehme Art der Lähmung mit sich, ich fühle mich fast gezwungen, möglichst wenig zu tun und stattdessen die Wärme und das Licht aufzusaugen und zu speichern, irgendwo tief in mir drin, um dann im Winter davon zehren zu können, an Tagen, wo man das Gefühl hat, die Sonne gehe wahrscheinlich gar nie mehr auf. 
An so heissen Tagen wünsche ich mir manchmal einen kalten Herbsttag dazwischen, oder einen nebligen Novembermorgen. Diesen Wunsch verscheuche ich aber jeweils schnell wieder, denn im Grunde genommen bin ich wirklich ein Kind des Sommers (in einer Woche habe ich Geburtstag) und liebe die warmen Jahreszeiten. 
Und schliesslich ist schon bald Ende August, was oft auch Ende Sommer bedeutet. Den Sommer muss ich oft schneller wieder hergeben, als er gekommen ist, und da liegt der grosse Unterschied: In den Tropen besteht die Hälfte der Jahreszeiten nur aus Sommer, während er sich in unseren Breitengraden eher schüchtern zeigt. Deswegen gilt es aber, die wenigen wirklichen Sommertage umso intensiver zu geniessen! 

Ja, wir geniessen das Dolce far Niente gerade sehr, Bübchen nimmt ein Schläfchen, nur mit einer Windel bekleidet, und überbrückt so die hitzige Zeit. Auch die Katzen liegen herum wie tote Fliegen, ausgestreckt, um möglichst viel Wärme loszuwerden. Ach, bin ich froh, habe ich nicht auch noch ein Fell!





Eigentlich habe ich schon am Morgen mein 'Lismisäckli' bereitgelegt, um den Schlafsack für mein Bübchen endlich fertig zu stricken, aber schon der Gedanke an einen Schlafsack (!) lässt mich bei diesen Temperaturen nicht erschaudern, sondern löst innerlich eher Schweissausbrüche aus. 
Wenigstens sind die Farben tropisch, helles und dunkles Grün, Orange, Beerenpink - seht ihr den saftigen Dschungel mit den leuchtenden Blüten, die Sonne, die durch das Blätterdach tanzt, die Schmetterlinge, hört ihr die Vögel und Affen? 
Um das innere Bild noch akustisch zu untermalen, hier ein Lied, eines meiner liebsten, wo man den Dschungel auch hören kann. 
Weiterstricken ist vielleicht eher am Abend angesagt, wenn es ein wenig kühler ist und die Wolle nicht mehr zwischen den Fingern kleben bleibt. 



Na? Gute (Gedanken-) Reise! 



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